DER WEIHNACHTSMANN

oder "Warum der Samichlaus kein Coca Cola mag!"

Die Welt von heute ist globalisiert, was nichts anderes heisst, als dass die nationalen, wirtschaftlichen und politischen Grenzen für Personen und Waren aufgehoben sind. Distanzen spielen keine Rolle, sei es für den Import von Lebensmitteln aus Südamerika, sei es für den Export von Arbeitsplätzen nach Asien. Von Globalisierung als Prinzip in Wirtschaft und Politik spricht man seit den 90er Jahren des letzten Jahrhunderts – also ist Globalisierung eine relativ neue Erscheinung. Darob vergisst man, dass es Bereiche gibt, die seit Jahrhunderten globalisiert sind: Der Samichlaus, konkret der Bischof Nikolaus, stammte aus der Stadt Myra in Kleinasien, der heutigen Türkei. Er hat nationale und kulturelle Grenzen vor hunderten von Jahren überwunden und sich als vorweihnächtlicher Brauch in Mitteleuropa längst etabliert. Auch die Gaben, die er bringt, stammen aus einer globalisierten Welt: Die Erdnüsse aus den USA, die Mandarinen aus Spanien oder Israel, die Feigen aus der Türkei, die Datteln aus Nordafrika und die Zutaten zum Lebkuchengewürz werden aus Indien und anderen asiatischen Ländern importiert. Der Samichlaus war also der Zeit der Globalisierung weit voraus. Und dennoch, die aktuelle Globalisierungswelle macht auch ihm zu schaffen. Im Schlepptau der jährlichen Werbeaktion von Coca Cola breitet sich der Weihnachtmann mit Kapuze und Schlitten seit 1931 unaufhörlich über die ganze Welt aus und taucht bei uns immer wieder als billige Samichlausimitation auf. Dabei hat der Weihnachtsmann – wie der Name schon sagt – viel mit Weihnachten und nichts mit dem Samichlaus zu tun. Einzige Gemeinsamkeit sind ein rotes Gewand und ein grosser Bart. Aber das genügt in der globalisierten Welt offenbar bereits, um als Werbeträger und Weihnachtseinkaufsanimator die globalisierte Wirtschaft anzukurbeln. Trotzdem, oder gerade deshalb, geht der Samichlaus auch dieses Jahr wieder als christlicher Bischof zu den Kindern in die warme Stube, um mit ihnen zu plaudern, ihnen zuzuhören, sie zu loben und zu mahnen. Und er freut sich auf die erwartungsvollen Blicke, die scheu vorgetragenen Gedichte, die festliche Stimmung bei den Besuchen … und auf Lebkuchen ohne Bilder vom Weihnachtsmann.

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