DIE LEGENDEN VOM HEILIGEN NIKOLAUS

Die erste und wichtigste Quelle für den Samichlaus ist der Heilige Nikolaus von Myra, einer Stadt an der Südküste der heutigen Türkei, wo Nikolaus im 4. Jahrhundert Bischof war. Über sein Leben ist wenig bekannt. Er muss aber eine herausragende Persönlichkeit gewesen sein, denn schon bald nach seinem Tode setzte in der näheren und weiteren Umgebung seiner Bischofsstadt seine Verehrung als Heiliger ein. Vom 6. bis 9. Jahrhundert war er in der östlichen Kirche nach der Gottesmutter der meistverehrte Heilige.

Zwei Ereignisse brachten die Nikolaus-Verehrung auch ins Abendland: Einmal die Heirat des deutschen Kaisers Otto II. mit der griechischen Prinzessin Theophanu. Als grosse Nikolaus-Verehrerin machte sie den ganzen deutschen Kaiserhof und weite einflussreiche Kreise mit der Verehrung des Heiligen bekannt. Dazu kam 1087 die Überführung der Reliquien des heiligen Nikolaus nach Italien, da Myra von den islamischen Türken erobert worden war. So wurde der Heilige in Westeuropa bald überall bekannt und beliebt. Man verehrte ihn, taufte die Knaben nach kaum einem anderen Namen so häufig wie nach dem seinen, weihte ihm Kirchen und Kapellen. Schon als die Eidgenossenschaft gegründet wurde, zählte man auf dem Gebiet der heutigen Schweiz 86 dem heiligen Nikolaus geweihte Heiligtümer.

Diese weite Verehrung stand in engem Zusammenhang mit einem Kranz von Legenden, die um den Heiligen geflochten wurden und deren Inhalt und bildhafte Form dem Denken und Fühlen des Volkes genau entsprach. In diesen Legenden tritt Nikolaus als Wohltäter von Armen und Retter von Gefangenen und Schiffbrüchigen auf, später auch als Gabenbringer und Wohltäter für Kinder. Diese Funktion hat er bis heute beibehalten. Als Gegenpol zum gütigen Nikolaus, der die Kinder beschenkt, bekam er in verschiedenen Ländern seit dem 17. Jahrhundert Begleiter zur Seite gestellt: In Deuschland Knecht Ruprecht, in Frankreich Père Fouettard, in Österreich und Bayern den Krampus und bei uns in der Schweiz den Schmutzli, der geschwärzt und mit Rute die weniger Braven mahnen soll.